Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen - Fuck Dance, Let's Art (Tapete 2019)


Carsten Friedrichs und seine Bande gut gekleideter, gewöhnlicher Gentlemen schlagen wieder zu. Thematisch bleibt alles wie gewohnt. Man scheitert, bedient nostalgische Bilder und steht wieder auf. 
Beim hören von Fuck Dance, Let's Art stellt sich mir immer wieder die Frage wie die das machen. Musikalisch ist alles beim Alten. Etwas Soul, Garage, Pop, catchy Melodien und Friedrichs Texte. Da kommen Photo Porst, Matratzen Concord, Camel, Kronkorken, der HSV natürlich, Anzüge vor, es geht um Selbstliebe und Frustration. Die kleinen Dinge werden plötzlich ganz groß. Nichts Neues also wenn man sich mit den Gentleman schon seit Superpunk befasst und doch, oder gerade deshalb, funktioniert es irgendwie. Das Rad wird hier erfreulicher Weise nicht neu erfunden.
Aber was treibt so eine Band an? Geht es noch darum das eine Album zu machen, dass alle lieben? Für meinen Fall hat das Friedrichs schon bei Superpunk mit Wasser Marsch geschafft. Sollte man so ein Überalbum also als Maßstab nehmen? Ich finde nein.
Dieses Album ist souverän. Man hört eine Band, die weiß was sie will und wie das klingen soll, zu klingen hat. Und Friedrichs Texte stehen seit je her für sich und sind unverkennbar. In meiner Vorstellung sitzt der Typ in Hamburger Cafés und Bars rum und beobachtet bei einem Espresso mit Bier im Nachgang die Menschen und raucht dabei die ein oder andere Zigarette, geht nachhause und schreibt einen dieser Texte. Kleine Momentaufnahmen bei denen ich die ganze Zeit "ja, man, genau so rufen" möchte. Wenn Ihr also auch Frustration wie einen Anzug tragt, Euch fühlt wie ein Kronkorken auf dem Meer, den HSV oder Bayer Uerdingen mögt, Euch in Euch selbst verliebt und das auch noch tanzen wollt, dann seit Ihr bei dieser Platte genau richtig.
Eine weitere Frage die für immer unbeantwortet bleibt ist warum die Liga bisher noch nicht die ganz großen Hallen bespielt. Denn hier gibt es alles, catchy Melodien, Texte die berühren und charmant sind und wer zu dieser Musik nicht tanzen kann hat schlicht kein Gefühl. Wo die Silbermond, Revolverheld und Max Giesinger dieser Republik sich um angebliche Authentizität bemühen, und kläglich daran scheitern, scheint sich die Liga der gewöhnlichen Gentleman das ganze mühelos aus dem Hemdärmel zu schütteln. In einer gerechten Welt wären sie Superstars. Gut das die Welt anders ist, denn sonst kämen Platten wie Fuck Dance, Let's Art vermutlich nicht zu Stande.
text.sven